Ein Jahr Tarifvertrag Entlastung in NRW – eine Bilanz
Monat: Juli 2023
Warum streikt ver.di dauernd?
📽️ Warum ver.di eigentlich dauernd streikt? Hier gibt’s die Antwort!
📢 Streiks nerven?! – Mag sein… Und dennoch: Sie sind nicht nur legitim, sondern auch letztes Mittel im Arbeitskampf um mehr Geld und bessere Bedingungen.
✊ Für eine Eskalation, also einen Streik in Tarifrunden, ist in aller Regel der Arbeitgeber verantwortlich, der seine Beschäftigten kurzhalten will. Sie haben es in der Hand, mit fairen Angeboten von Anfang an, Streiks zu vermeiden.
🛒 Ganz aktuell spürt ihr vielleicht die Auswirkungen unserer Streiks im Handel: in den Drogerien, Supermärkten und Bekleidungsgeschäften. Die Kolleg:innen machen damit Druck auf die Arbeitgeber: Sie fordern ein kräftiges Lohnplus für ihre wichtige Arbeit!
✅ Unsere rund 2 Millionen Mitglieder aus rund 1.000 Berufen halten den Laden am Laufen: In Ämtern, in Kitas, im Krankenhaus oder bei der Müllabfuhr. Und wären die Kolleg:innen nicht so unentbehrlich für unseren Alltag, würden ihre Streiks auch nicht so nerven. Bessere Arbeitsbedingungen für sie kommt übrigens auch uns zugute: besserer Service, höhere Qualität und mehr Tempo bei den Dienstleistungen.
Let´s talk about…TV-E Umsetzung
Eins vorweg: Sinn des TV-E war nie, einfach nur zusätzliche freie Tage zu bekommen.
Denn es ging und geht uns um Entlastung bei der Arbeit, um die Möglichkeit, nach unseren professionellen Ansprüchen unsere Patient*innen fachgerecht zu versorgen und dabei nicht durch permanente Überlastung selbst krank zu werden. Die Entlastungstage sind teuer für die Arbeitgeber. Aus diesem Anreiz heraus sollen sie motiviert werden, Personal einzustellen und die Ratios einzuhalten. Doch fast scheint es so, als hätten die Arbeitgeber eine Kosten-/ Nutzenrechnung gemacht und die pauschalen Entlastungstage sind bei weitem nicht genug Sanktion und Druck.
Denn nirgendwo sind mehr Stellen besetzt als vor einem Jahr. Kommt doch einmal jemand neu hinzu, haben andere schon wieder gekündigt. Die schlechte Personalsituation bleibt also weiter bestehen.
Was soll der Arbeitgeber aber tun, wenn sich doch niemand bewirbt?
Das behaupten sie immer wieder- doch das ist nicht unser Job, dies zu lösen! Wir sehen nicht, dass unsere Arbeitsbedingungen sich verbessern.
Der Umgangston auf den verschiedenen Führungsbenen wird immer rauer, und es gibt teilweise recht wenig Interesse, Stammpersonal zu halten.
Wie wäre es denn, wenn sie sich an ihre Plakatversprechen halten und Entlastung umsetzen? Dann käme Personal zu uns- in allen Bereichen. Bis dahin: Betten sperren!
TV-E: Was steht Dir zu?
Die Einrichtung des IT-Systems zur schichtgenauen Erfassung der Belastung für die Beschäftigten in Modell 1 wird sich hinziehen. Bis es soweit ist, erhalten Beschäftigte aus Modell 1 pauschal vier Entlastungstage + ein Tag in Auszahlung. Hast Du die Zahlung im Mai erhalten? Wenn Du wissen willst, wie viele Entlastungstage dir zustehen, wenn schichtgenau bilanziert wird, dann fang doch mal an, einen Kalender zu führen; dann siehst Du, was dir im nächsten Jahr an Entlastung zusteht.
Die Beschäftigten erhalten 2023 im
Modell 2: vier Tage + ein Tag ausgezahlt
Modell 3: drei Entlastungstage
Modell 4: drei Entlastungstage, solange der vereinbarte Stellenaufbau nicht abgeschlossen ist.
Azubis: zwei Urlaubstage und max. drei Selbstlerntage
Die Ratio für Eure Station und die vereinbarten Stellenzuwächse für Euren Bereich könnt Ihr bei uns erfahren. Alle Stationen haben sie ausserdem bereits zusammen mit dem TV-E Text erhalten.
Tarifvertrag Entlastung (TV-E) Ein Jahr danach
Nach 77 Tagen Streik konnten wir zusammen mit den Beschäftigten der fünf anderen Unikliniken in NRW am 19. Juli 2022 unseren Tarifvertrag Entlastung durchsetzen. Es war ein hartes Ringen, das viel Kraft gekostet hat.
Gleichzeitig haben sich viele Kolleg*innen und Bereiche bei uns im Haus und über die Grenzen der Unikliniken miteinander vernetzt und sich gemeinsam für ihre Interessen eingesetzt. Das hat viel Kraft zurückgegeben.
Umsetzung im Kriechtempo
Klar: Es ist noch längst nicht alles geklärt, und die ersten Monate dachten viele von uns, dass sich gar nichts verbessert hat. Aber jetzt sind in etlichen Bereichen schon die ersten Entlastungstage genommen worden, und es hat schon erste Ausschreibungen für Stellen gegeben, die wir erstreikt haben.
Im Herbst geht´s ums Geld!
Unabhängig davon steht die nächste Auseinandersetzung schon vor der Tür: Am 30. September läuft der Tarifvertrag (TV-L) aus, der unsere Bezahlung regelt. Dementsprechend wird dann wieder über unsere Löhne verhandelt.
Wir ahnen schon: Geschenkt gibt’s mal wieder nichts. Unseren Kolleg*innen beim Bund und in den Kommunen (TVÖD) haben Regierung und Arbeitgeber im Frühjahr jedenfalls erzählt, für sie sei mal wieder kein Geld da. Mit den gestiegenen Preisen brauchen wir mehrere hundert Euro allein, um die Preissteigerungen auszugleichen. Dann hätten wir aber noch kein wirkliches Plus gemacht. Erfolgreich waren unsere Kolleg*innen in den kommunalen Krankenhäusern nur, weil die Beteiligung an Warnstreiktagen deutlich höher war als in den letzten Jahrzehnten.
70.000 Menschen haben sich seit Januar neu in ver.di organisiert. Wenn jemand darin erfahren ist, sich zu wehren, dann wir in den Unikliniken in NRW. Die Streikerfahrung der letzten Jahre ist eine gute Vorbereitung auf die bestimmt heftige Auseinandersetzung in der kommenden Tarifrunde.
Feiern muss erlaubt sein
In der Woche ab dem 17.7. jährt sich zum ersten Mal die Unterzeichnung des Tarifvertrags und das Ende des Streiks. ver.di wird dazu für NRW an allen Standorten eine Pressemitteilung herausgeben, um den Blick der Öffentlichkeit auf die Erfolge, aber auch die Schwierigkeiten zu richten, die uns jetzt begegnen.
Wir hier in Aachen feiern den Tag auf dem Vorplatz mit anderen Kolleg*innen der UKs, die uns besuchen und unterstützen. Wir werden uns gemeinsam auf den Weg machen zu Euch in Euren Bereichen und Stationen. Oder kommt doch mal raus, wenn Ihr Fragen habt, und lasst uns ins Gespräch kommen. Es gibt natürlich Käsebrötchen! Wir freuen uns auf Euch.
VER.DI ZIEHT BILANZ:
Jahrestag zum „Tarifvertrag Entlastung“ in NRW
Pressemitteilung vom 13.07.2023
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zieht mit den Beschäftigten an den Unikliniken nach einem Jahr der Tarifeinigung Bilanz, wie sich innerhalb des letzten Jahres die Umsetzung der tariflichen Regelungen zur Entlastung für die Beschäftigten gestaltet. Anlässlich des Jahrestages treffen sich in den nächsten Tagen die Aktivistinnen und Aktivisten. Die Kolleginnen und Kollegen wollen miteinander diskutieren, gemeinsam ihren Erfolg feiern, aber auch in die Vorbereitung der anstehenden Tarifrunde TV-L starten.
Menschenwürde und die Anerkennung der professionellen Arbeit in den Kliniken sowie die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten standen und stehen bei unserer Auseinandersetzung für Entlastung im Vordergrund.
Dafür bedarf es mehr Personal und eines Ausgleichs der Belastung. Zukünftiges Personal braucht eine gute Ausbildung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Es ging und geht weiterhin um die Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Arbeitsumfeld. „Es reicht nicht, wenn Politik und Arbeitgeber gebetsmühlenartig einen Fachkräftemangel beklagen und im Ausland auf die Suche gehen. Wir haben es in der Hand, Gesundheitsberufe durch gesunde Arbeitsbedingungen wieder attraktiv zu machen. Dann klappt es auch mit der Personaleinstellung“, so Susanne Hille, ver.di-Landesfachbereichsleiterin NRW.
Die Tarifkommission entwickelte verschiedene Modelle für die unterschiedlichen Bereiche in den Kliniken, die die Beschäftigten im Klinikalltag entlasten sollen. Zudem steht die Dokumentation der geleisteten Mehrarbeit/der hohen Belastung in den Kliniken im Fokus.„Mit der Tarifeinigung für eine Entlastung der Beschäftigten ist die Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern bis heute nicht beendet. Die für die Umsetzung des Tarifvertrages benötigten Zahlen, Daten und Fakten werden von den Arbeitgebern gewöhnlich erst nach langen Auseinandersetzungen geliefert. Das zeigt, dass die Arbeitgeber die Forderung nach gesunden Arbeitsbedingungen und den daraus resultierenden Gewinn für Beschäftigte, Patient*innen und die Unikliniken immer noch nicht verstanden haben“, so Hille.
ver.di und die sechs Universitätskliniken (Aachen, Köln, Bonn, Düsseldorf, Münster, Essen) brauchten 77 Streiktage (11 Wochen) und 25 Verhandlungstage, um sich am 19.07.2022 auf einen neuen Tarifvertrag „Entlastung“ (TV-E) in Nordrhein-Westfalen zu einigen. Der Tarifvertrag trat am 01.01.2023 in Kraft. Unter der Bewegung „Notruf NRW“ (Start: Januar 2022) folgten hunderte Kolleginnen und Kollegen an den sechs Unikliniken von Mai 2022 bis Juli 2022 den ver.di-Streikaufrufen zu Kundgebungen, Demonstrationen und Protestaktionen, um ihre Forderungen nach Entlastung des Klinikpersonals durchzusetzen. Die Landesregierung NRW schuf den rechtlichen Rahmen, damit die Beschäftigten weiterhin im Geltungsbereich des Tarifvertrages der Länder (TV-L) bleiben konnten.
Veranstaltungen:
Universitätsklinikum Aachen:
Montag,17.07.2022 wird es in der Zeit von 6 Uhr bis 15 Uhr vor dem Uni-Klinikum einen ver.di-Stand geben. Die ver.di-Betriebsgruppe wird Flyer zur Umsetzung des „TV-E NRW“ und zur anstehenden Tarifrunde TV-L verteilen. Im Klinikum wird die Betriebsgruppe an diesem Tag die Stationen besuchen, um mit den Beschäftigten ins Gespräch zu kommen. Essenstechnisch wird es zur Erinnerung an die Tarifauseinandersetzung Streuselkuchen und Käsebrötchen geben.
Ort: Uni-Klinikum Aachen, Pauwels Straße 30, 52074 Aachen (auf dem Vorplatz des Klinikums)
Universitätsklinikum Bonn:
Freitag,21.07.2023 wird es ab 15 Uhr eine Infoveranstaltung zum „TV-E NRW“ geben und im Anschluss eine Feier
Ort: Uni-Klinikum Bonn, Venusberg-Campus 1 (am alten Streikposten, Gebäude 13), 53127 Bonn
Universitätsklinikum Düsseldorf:
Mittwoch,19.07.2023, zwischen 12 Uhr und 14 Uhr, ver.di-Vertrauensleute verteilen zum Jahrestag des „TV-E NRW“ Eis in allen Arbeitsbereichen.
Ort: Uni-Klinikum Düsseldorf, Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf
Universitätsklinikum Essen:
Mittwoch,19.07.2023,12 Uhr Pressekonferenz „Stand der Umsetzung „TV-E NRW“ am Uni-Klinikum Essen. Anschließend Sommerfest mit vielen Fachgesprächen.
Ort: Uni-Klinikum Essen, Hufelandstraße 55, 45147 Essen, Haupteingang am Uni-Klinikum (ehemaliges Streikzelt)
Universitätsklinikum Köln:
Mittwoch,19.07.2023 wird es nach der ver.di-Betriebsgruppensitzung um 18 Uhr ein Grillfest auf dem Platz des ehemaligen Streikzeltes geben. Neben dem Rückblick auf das erste Jahr mit dem „TV-E NRW“, wird es erste Informationen zur anstehenden Tarifrunde TV-L geben.
Ort: Uni-Klinikum Köln, Joseph-Stelzmann-Str.20 (Platz des ehemaligen Streikzelt), 50931 Köln
Universitätsklinikum Münster:
Mittwoch,19.07.2023, ab 14 Uhr, Pool- und Grillparty, kreative Azubi-Aktion und um ca. 19 Uhr eine Filmvorführung
Ort: Uni-Klinikum Münster, Domagkstraße 14 (Wiese am Ehem. Standort der Streikzelte), 48149 Münster
V.i.S.d.P.:
Udo Milbret
ver.di Landesbezirk Nordrhein-Westfalen
Karlstraße 123-127
40210 Düsseldorf
0211 61 824-110
0160 90 406 939
udo.milbret@verdi.de
Let´s talk about…Parkgebühren
1. Die Erhöhung der Parkgebühren ersetzt das Jobticket und finanziert das Deutschland-Ticket für die Beschäftigten.
Diese »Finanzierung« durch Parkgebühren besteht seit Beginn der Einführung von Parkgebühren, und war schon immer fragwürdig und ungerecht.
Als Maximalversorger der Region kommen wir Beschäftigte durchaus von weit her, um hier zu arbeiten. Aus entfernten Kreisen wie z.B. Hückelhoven oder Düren ist es für die Beschäftigten nicht möglich, auf das D-Ticket umzusteigen, um zur Arbeit zu gelangen. Außerdem ist die ÖPNV-Anbindung im Dreiländereck für unsere Nachbar*innen in Holland und Belgien mehr als dürftig. All diese Beschäftigten finanzieren über die erhöhten Parkgebühren damit das D-Ticket der Nah-Wohnenden. Diese Benachteiligung der Beschäftigten darf so nicht bestehen bleiben.
Durch den Wegfall des Jobtickets spart das UKA pro Beschäftigtem eine große Summe ein. Wieso müssen die Gebühren erhöht werden, wenn das Jobticket doch wegfällt?
2. Die »vergünstigte« Zeit für Parkgebühren zwischen 18.00 und 6.00Uhr
Wer profitiert denn von diesem Zeitraum? Niemand, weder im Schichtdienst, noch im Bereitschaftsdienst!
Im Schichtdienst passen diese Zeiten auf kein Dienstzeitmodell
Die Kolleg*innen aus dem Nachtdienst werden nie vor 6.00 aus dem UKA kommen, um von diesem »vergünstigten« Zeitfenster zu profitieren.
Im Bereitschaftsdienst arbeiten die Kolleg*innen in der Anästhesie und dem OP 17 bis 24 Stunden am Stück im UKA- und sollen dann nochmal mehr bezahlen?
Und auch die Besucher*innen und Angehörigen kommen ganz sicher nicht in den Genuss der vergünstigten Zeit
3. Wochenenddienste
Wie werden diese abgerechnet?
4. Auszubildende
Welche Pläne gibt es für das Azubi-Ticket?
Bleibt dies bestehen?
5. Abschaffung der Frauenparkplätze widerspricht der Struktur der Beschäftigten im Gesundheitswesen,wo mehr als 70% Frauen beschäftigt sind, die Mehrheit davon in Schicht-und Bereitschaftsdienst. Vor einigen Jahren gab es einen Frauenparkplatz direkt vor dem UK; im neu gebauten Parkhaus gibt es ganze 10 Frauenparkplätze!
Auf den Schildern des Parkleitsystems werden wir Beschäftigte an keiner Stelle erwähnt. Deutlicher kann die fehlende Wertschätzung wohl nicht klar gemacht werden.
Wir fordern eine gerechte Finanzierung des Deutschland-Tickets.
Wir fordern eine finanzielle Entlastung aller Beschäftigten.
JAV gewählt
Am 30.Juni war es soweit: die junge Uniklinik hat gesprochen. Es ging um nichts weniger als die Stimme aller Auszubildenden und jungen Mitarbeiter*innen bei der Wahl zur Jugend- und Auszubildendenvertretung.
Und die Antwort war eindeutig:
11 Sitze für ver.di und 2 für den vdla.
Somit haben wir als ver.di die Gelegenheit, uns bei allen Wähler*innen für ihr Vertrauen in uns zu revanchieren.
So viel sei vorab verraten – wir werden euch nicht enttäuschen.
Vielen Dank für euer Vertrauen!
Kamera-Überwachung
Was ist denn da los in den Treppenhäusern?
Bestimmt ist euch aufgefallen, dass in jedem Treppenhaus auf ungefähr jeder zweiten Etage plötzlich Kameras installiert worden sind, mit einem Hinweisschild, dass dieser Bereich nun videoüberwacht sei.
Da stimmt doch was nicht, fragen viele zu Recht.
Schaut mal genau hin in Euren Treppenhäusern, und ihr werdet es sehen: Diese Kameras sind nur Attrappen! Die Kabel hängen lose vor den Wänden. Die Hinweisschilder ziert noch nicht mal das UKA-Logo….
Die Verwunderung über den Sinn von diesen »Kameras«, die vermutlich der Abschreckung gegen Rauchen im Treppenhaus dienen sollen, schlägt bei uns um in Fassungslosigkeit. Wer hält uns Beschäftigte für so unklug, diesen fake nicht zu bemerken?
Wer in aller Welt hat sich das ausgedacht?
Wieviel hat diese vollkommen unsinnige Aktion im ganzen Haus gekostet?
Wer ist dafür verantwortlich?
Wir fordern Aufklärung durch den Vorstand und den Personalrat!